Duell – die neue Ausstellung des Kunstvereins
Nachwuchskünstler Wolfgang Zandt zeigt ausgewählte Werke im Centre Bagatelle
Mit Wolfgang Zandt präsentiert der Kunstverein Centre Bagatelle einen der aufregendsten jungen Künstler. Der gebürtige Regensburger zählt mit seinen 30 Jahren zu den Hoffnungsträgern der jungen deutschen Kunstszene. Erst 2010 schloß er als Meisterschüler bei Werner Liebmann an der Hochschule für Bildende Kunst Berlin-Weißensee ab. Nach ersten Erfahrungen auf internationalen Kunstsalons und Beteiligungen an verschiedenen Ausstellungsprojekten werden seine Arbeiten seit diesem Jahr in Berlin, Paris, Barcelona und Moskau gezeigt und sind in zahlreichen Sammlungen, wie der Sammlung Schirm, Sammlung Petz und Sammlung Winzer vorhanden. Seine Arbeiten spiegeln den ewigen Kampf der Elemente mit kontrastierenden Gestaltungsprinzipien. Seine Malerei zeigt eine apokalyptische Welt im Moment des Umbruchs zwischen alter und neuer Welt. Der Künstler setzt sich mit den zerstörerischen Systemen der Unordnung auseinander – mit Kalkül, mit Witz und einem Gutteil Unglauben gegenüber dem Heilsversprechen der Hierarchie und der Macht. Seine Materialien sind Öl, Acryl und Sprühdosen. Seine Malerei experimentiert mit unterschiedlichen Farbaufträgen, von hauchdünnen Lasuren bis hin zu einigen Millimeter dicken Farbschichten, glatt aufgesprühten Segmenten im Gegensatz zu rauen, spröden Farbkrusten, klar konturierten Formen bis hin zu nahezu formlosen Farbflüssen unterstreicht er die unterschiedlichen Materialitäten und Oberflächenbeschaffenheiten.
Die Vernissage zur Ausstellung „Duell“ findet am 19. September, um 19.30 Uhr im Kulturhaus Centre Bagatelle statt. Der Künstler wird anwesend sein und die Kunstwissenschaftlerin Astrid Volpert führt in das Werk Wolfgang Zandts ein.
Die Besichtigungszeiten für die Ausstellung sind montags und freitags von 16.30 Uhr bis 18.00 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 030-404 40 32.
Kunstverein Centre Bagatelle im Centre Bagatelle, Zeltinger Strasse 6, 13465 Berlin
Interview mit Tom Goeller
Der Literarische Salon feiert den 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen
Im Rahmen der Feierlichkeiten rund um den 300. Geburtstag des legendären Preußenkönigs richtet der Literarische Salon im Centre Bagatelle am 30. August eine Lesung mit dem Journalisten Tom Goeller aus. Er hat eine brillant recherchierte Biographie über den auch heute noch polarisierenden Monarchen geschrieben. Vorab führten wir mit dem vielgereisten Autoren ein Gespräch über sein Buch „Der alte Fritz. Mensch – Monarch – Mythos“ Hoffmann&Campe 2011.
Was hat Sie bewogen, ein Buch über Friedrich den Großen zu schreiben?
Das Jubiläumsjahr „300 Jahre Friedrich: 1712 – 2012“ alleine wäre für mich kein Anreiz gewesen. Ich konnte sogar lange Jahre wie Friedrich Schiller sagen: „Ich liebe ihn nicht. Er ist kein Stoff für mich.“ Die Wende hin zum Interesse an dem preußischen Ausnahmekönig kam, als ich mich im Jahr 2005 mit Politikern nach „hoher Weltpolitik“ nebenbei auch über Friedrich unterhielt und von ihnen entweder keine oder sehr oberflächliche Ansichten erhielt. Manche hatten geradezu Angst, sich zu Friedrich zu äußern, weil sie dachten, sie könnten etwas Falsches sagen. Ich war bis dahin nie auf die Idee gekommen, dass es riskant sein könnte, als Deutscher eine eigene Meinung zu Friedrich zu haben. Hier setzte mein Hauptinteresse ein. Ich wollte herausfinden, warum namhafte deutsche Persönlichkeiten ein Problem in Friedrich sehen. Deshalb ist es mir in meinem Buch auch wichtig, immer wieder Bezüge von Friedrich zu unserer Gegenwart herzustellen und damit aufzuzeigen, ja, aufzudecken, wie abwegig und falsch sehr viel Vorstellungen, die über ihn verbreitet wurden, sind, im Guten wie im Schlechten.
Sie sind Politik-Journalist. So überrascht es, dass Sie sich einem historischen Sujet widmen. Warum? Haben Sie eine besondere Perspektive auf ihn?
In der anglo-amerikanischen Welt, wo ich in meiner beruflichen Tätigkeit geprägt wurde, ist es völlig normal, dass sich Journalisten auch historischen Themen widmen, denn dort betrachtet man Geschichte lediglich als „vergangene Gegenwart“, in der ja auch mal Politik stattfand. Im Falle Friedrichs kommt noch hinzu, dass er seit 1945 vor allem für die West-Deutschen als politische Problemfigur aufgebaut worden ist. Er wird seither als Militarist dargestellt, der von seinen Bürgern „Kadavergehorsam“ verlangt habe; von seiner Regierung sei jener Geist ausgegangen, der direkt in die Weltkriegskatastrophen des 20. Jahrhunderts geführt habe, so eine gängige Meinung. Mich interessierte, ob diese Meinung stimmt. Und dabei stellte ich fest, dass dieses Stereotyp im politischen Raum von heute gerne genutzt wird, um z.B. preußische Tugenden im Alltag oder Friedrichs großartige Staatsauffassung herabzuwürdigen und damit für die Gegenwart als unbrauchbar hinzustellen. So gesehen spielt der Umgang mit Friedrich eben bis heute eine sehr bedeutende politische Rolle. Und deshalb sind in der Darstellung Friedrichs nicht nur Historiker gefragt, die meist bei seinem Tod 1786 aufhören, sondern auch Journalisten oder Juristen, die wie ich, das Damals mit dem Heute vergleichen. Und da schneiden deutsche Politiker der Gegenwart im Vergleich zu vor 300 Jahren plötzlich gar nicht so gut ab. Denken Sie beispielsweise an das selbstherrliche Selbstverständnis des vor kurzem unter Mediendruck zurückgetretenen Bundespräsidenten Wulf im Vergleich zu Friedrich, der sich als „erster Diener im Staat“ sah. Der ist doch kein Einzelfall. Kein Wunder also, dass viele Politiker von heute nicht an damals erinnert werden wollen, oder? –
Mich interessierte außerdem, warum es die DDR-Geschichtsforschung geschafft hat, anders als die der BRD, ein wirklich vorurteilsfreies Image von Friedrich herauszuarbeiten, was letztlich 1980 dazu führte, dass Erich Honecker entschied, Friedrich in Form der bekannten Bronzestaute aus dem 19. Jahrhundert wieder „Unter den Linden“ reiten zu lassen. Ich glaube nicht, dass das damals in der BRD möglich gewesen wäre. Also ich halte das für eine sehr politische Entscheidung. Im meinem Kapitel über das Friedrichbild in der DDR habe ich die Hintergründe erläutert. Letztlich aber habe ich keine „besondere“ Perspektive auf den Preußenkönig. Wichtig ist mir, dass meine Leser spüren, dass sie sich ein eigenes Bild von Friedrich den Großen machen sollen. Das ist die eigentliche Botschaft meines Buches.
Was hat Sie an der Rezeptionsgeschichte Friedrich des Großen interessiert? Sie haben dem Aspekt ein eigenes Kapitel gewidmet?
Friedrichs Image in der Gegenwart besteht leider fast ausschließlich aus Legenden und mythischer Verklärung beziehungsweise Verteufelungen. Das Jubiläumsjahr 2012 bietet eine Chance, die Deutschen auf vielfältige Weise über Friedrich II. von Preußen aufzuklären. Es muss endlich unterschieden werden zwischen dem, was Friedrich tatsächlich propagiert hat, und jenem, was die Deutschen ab 1871 aus ihm gemacht haben. Letztlich führten die Tugenden, die Friedrich erstmals in dem von ihm geschaffenen Preußen einführte nämlich nicht, wie so oft konstruiert, in den Ersten und Zweiten Weltkrieg, sondern zum deutschen Widerstand gegen Hitler. Diese Erkenntnis ist bis heute in der gängigen Friedrich-Literatur unpopulär; sie fußt jedoch auf keinem Geringeren als den 1980 verstorbenen und hochangesehenen jüdischen Preußenkenner, Professor Hans-Joachim Schoeps, der einmal schrieb: „Das Datum, an dem das alte Preußen zum letzten Mal sichtbar wurde, ist der 20. Juli 1944 gewesen. (…) Fast alle klangvollen Familiennamen Preußens finden sich im Register der am Galgen aufgehängten: Yorck und Moltke, Witzleben und Schulenburg, Schwerin und Stülpnagel, Dohna und Lehndorff.“ – Warum ist von diesem Zusammenhang heute nicht mehr die Rede?
Vielen Dank für das Gespräch!
Tom Goeller, geb. 1958, Studium der amerikanischen Geschichte und Politik. Seither Politik-Journalist, von 1989 bis 1995 für die BBC. Von 2000-2004 Amerikakorrespondent der Zeitung „Das Parlament“. Von 2004 bis 2010 Deutschlandkorrespondent der „Washington Times“ und des ägyptischen Monatsmagazins „Egypt Today“. Seit 2011 freier Europa- und Nahostkorrespondent für amerikanische Medien. Kam als einer der führenden Friedrich-Experten in der Terra-X-Sendung des ZDF vom 6. April 2012 ausführlich zu Wort.
Tom Goeller zu Gast im Literarischen Salon im Centre Bagatelle
Zeltinger Strasse 6
13465 Berlin-Frohnau
Beginn 19.30 Uhr
Eintritt 8 € / erm. 6 €