Esther Rosenboom
Statement
Meine Arbeit ist ein Prozess der Entmaterialisierung. Ich zeichne vermeintlich tektonische Gebilde, die nur als Zeichnung existieren können. Wie räumliche Gebilde anmutend, stellen die Zeichnungen nichts dar, das im Dreidimensionalen nachgebaut werden könnte. Sie bilden eine Andeutung einer Vorstellung im Kopf. Sie fordern die menschliche Imagination. An die Stelle von Materialität tritt ein geistiger Raum, dessen genaue Ausdehnung und Ausformung unbestimmt bleibt.
Die Pseudokonstruktionen sind intuitiv und geprägt von der Dingwelt, die uns umgibt. Diese menschliche geometisch-funktional eigentümliche Formensprache inspiriert mich.
Die Zeichnungen entstehen in einem meditativen Arbeitsprozess. Durch langwieriges Ausschraffieren und stetiges Wegradieren der Flächen ergibt sich die Transparenz der sich überlagernden Flächen. Die Arbeits- weise füllt dabei letztendlich Zeit, wobei die Zeit zum eigentliche Material wird. Physische Präsenz wiederum erlangt dann in der Präsentation das Papier als Objekt im Raum und die Zeichnung selbst verbleibt in einem Zustand der Ambiguität und Leere. Es lässt sich keine eindeutige Betrachtungsweise erschließen. Eine vermutete Räumlichkeit in der Fläche löst sich immer wieder auf und verweist auf den tatsächlichen Raum, auf das Selbst und wo es sich befindet.
Wenn dann in der Rezeption Ruhe wahrgenommen wird ist es wohl das, was zur Entstehung der Arbeit beigetragen hat. Die Versenkung als wertvolles Gut in der beschleunigten Welt. Es ist eine Konfrontation mit der eigenen Wahrnehmung, mit der Suche und dem Bedürfnis nach Eindeutigkeit und Zweckmäßigkeit. Ein Spiel zwischen Transparenz und Massivität. Es ist eine, im weitesten Sinne, absolute Reduktion in der Wahl des Mediums, eine Reaktion auf den allgegenwärtigen Materialismus.
Vita
ESTHER ROSENBOOM
*1994 in Ratzeburg
AUSBILDUNG
2017-2024 Bildende Kunst | Universität der Künste Berlin, Meisterschülerin, Prof. Karsten Konrad.
2017-2022 Philosophie | Freie Universität Berlin.
2015-2017 Bildende Kunst | Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Prof. Martin Neubert.